Mourad Sghir: Ein vergessener und noch ungeklärter Fall

Mourad Sghir – Ein Fall, der nicht vergessen und nicht als geklärt betrachtet werden darf, trotz aller Bemühungen des marokkanischen Staates, ihn auf die übliche Weise als abgeschlossen zu erklären.

Tod von Mourad Sghir: Ein umstrittener Fall

Der Tod des ehemaligen marokkanischen Militärarztes und Regimekritikers Mourad Sghir hat weitreichende Diskussionen ausgelöst. Während offizielle marokkanische Stellen von einem natürlichen Tod sprechen, vermuten Aktivisten und Kritiker eine gezielte Tötung durch das Regime. Der Vorfall wirft erneut Fragen über die Sicherheit von Dissidenten in Marokko auf.

Ein bekannter Regimekritiker

Mourad Sghir, geboren am 4. September 1968, war Militärarzt und öffentlicher Kritiker des marokkanischen Regimes. Er prangerte wiederholt Korruption und Menschenrechtsverletzungen an und arbeitete in mehreren Ländern, bevor er nach Marokko zurückkehrte. Nachdem ihm zunächst die Ausreise gestattet wurde, wurde diese später ohne Begründung verweigert.

Cyberangriff und soziale Manipulation

Mourad Sghir hatte sich über soziale Medien eine beachtliche Reichweite aufgebaut. Seine kritischen Videos und Analysen, in denen er Missstände im marokkanischen Staat anprangerte, fanden nicht nur in Marokko, sondern auch international Beachtung vor allem bei Marokkanern im Ausland und Zuschauern aus anderen, sprachlich verwandten Ländern. Diese Plattform war sein Sprachrohr. Doch genau diese geriet ins Visier: Schließlich wurde seine Facebook-Seite und sein YouTube-Kanal vollständig gelöscht nach übereinstimmenden Berichten vermutlich auf Betreiben des marokkanischen Staates. Ein Eingreifen seiner Familie ist nahezu ausgeschlossen, da diese die erforderlichen Passwörter gar nicht kannte.

Soziale Ausgrenzung und gezielter Angriff auf sein Einkommen

Mourad Sghir war nicht nur durch seine Online-Aktivitäten bekannt, sondern betrieb auch eine private Arztpraxis, die ihm ein sicheres Einkommen bot. Doch auch diese wirtschaftliche Basis geriet ins Visier. Sghir sah sich gezielten Maßnahmen ausgesetzt, die den Betrieb seiner Praxis erheblich erschwerten.

Die letzten Stunden und der Tod

In einem seiner letzten Videos dokumentierte Sghir eine Polizeikontrolle in seiner Wohnung in Tanger. Wenige Tage später wurde er mit Magenblutungen ins Krankenhaus eingeliefert und starb am 12. November 2023. Bemerkenswert ist, dass sein Leichnam fast drei Wochen in der Leichenhalle verblieb, da die Behörden angeblich seine Identität nicht feststellen konnten.

Offizielle Untersuchung und Zweifel

Die Staatsanwaltschaft von Tanger gab an, Sghir sei an einer kongestiven Herzinsuffizienz und Magenblutungen gestorben. Hinweise auf Fremdeinwirkung wurden von Regierungsseite verneint. Trotz dieser Stellungnahme bleiben Zweifel bestehen, da Sghir kurz vor seinem Tod Polizeikontrollen erlebte und die Todesursache von vielen als politisch motiviert angesehen wird.

Marokkos Umgang mit Kritikern

Essghirs Tod fügt sich in eine Reihe von Fällen ein, in denen Dissidenten Überwachung, Einschüchterung und Verhaftung ausgesetzt sind. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch kritisieren den marokkanischen Staat für seine repressiven Maßnahmen gegenüber Oppositionellen.

Fazit

Der Fall Mourad Sghir zeigt die angespannte Lage für Regimekritiker in Marokko. Die offizielle Version des Todes wird von vielen angezweifelt. Unabhängige, ausländische Untersuchungen könnten helfen, die tatsächlichen Hintergründe aufzuklären könnten.

Unter den Methoden, Dissidenten mundtot zu machen, setzt der marokkanische Staat nicht nur auf Überwachung, das Ausspähen von Passwörtern oder das Erstellen umfassender Profile über das Leben seiner Kritiker. Auch Diffamierung und Verleumdung gehören zu diesem Repertoire – ebenso wie der gezielte Angriff auf die wirtschaftliche Existenz.

Das Vertrauen in die marokkanische Justiz ist schwer wiederherzustellen; dazu müssten ausländische Spezialisten einbezogen werden.

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